Sabine Brock, 1. Vorsitzende Kunsthaus Mettmann e. V. © Marcus Schmitz

Der Kunst einen Ort geben: das Kunsthaus Mettmann

 

Orte der Kunst entstehen und vergehen. Viele dieser Orte wurden voller Enthusiasmus gegründet, mit großem Interesse besucht und von Künstlern gern genutzt. Nicht viele davon haben Jahre und Jahrzehnte überlebt, umso weniger, als Kunst und Kultur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als weniger wichtig erachtet werden als die Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit oder die Schaffung von Arbeitsplätzen. Das Kunsthaus Mettmann, in der beschaulichen Kreisstadt unweit von Düsseldorf gelegen, lebt noch immer. Und ist seit über 30 Jahren eine einmalige Begegnungsstätte von Künstlern und dem an Kunst interessierten Publikum.

 

Die Anfänge des Kunsthaus Mettmann e. V., der seine Räume in einer wundervollen alten Kate an der Lohstraße hat, reichen zurück bis in die 70er Jahre. Ein Zusammenschluss kunstsinniger Menschen gründete 1978 den Arbeitskreis für Bildende Kunst in der Kulturgemeinde Mettmann e. V., erinnert sich das Gründungsmitglied Ulrike Siebel, die damals wie heute als Künstlerin arbeitet. Mettmann war damals, noch stärker als heute, eine traditionsgeprägte Kleinstadt, die sich aus historisch-konfessionellen Gründen eher Richtung Wuppertal als nach Düsseldorf orientierte. Es waren verschiedene Faktoren, die in den 70er Jahren zusammenkamen und zur Gründung des Kunstvereins führten: das mangelhafte kulturelle Angebot in einer kleinen Stadt; die ständig wechselnden, nie von Stetigkeit geprägten Ausstellungsräumlichkeiten für Künstler; der Zuzug neuer Einwohner und Eingemeindungen und nicht zuletzt die Gründung einer sehr anspruchsvollen Galerie für zeitgenössische Kunst Galerie Christa Schübbe mitten in der Stadt. Das alles führte zu einer Art Aufbruchstimmung unter den kunst- und kulturinteressierten Mettmannern. Und gipfelte schließlich in der Gründung des Arbeitskreises, aus dem später der Kunstverein Kunsthaus Mettmann hervorgesehen sollte.

 

Nicht nur Kunst aus „Klein Mettmann“ zeigen

Schon in der Gründungsphase vor 35 Jahren war klar, dass man sich an den beiden zentralen Aspekten Zeitgenössischkeit und Qualität orientieren wollte, wenn es um die Präsentation von Kunst in einer nicht gerade von Kunst verwöhnten Stadt geht. Nicht bloß Künstler aus Klein Mettmann sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Werke einem größeren Publikum vorzustellen, so Siebel. Sondern gerade der Querschnitt zeitgenössischer Künstler außerhalb der regionalen Enge sollte das Angebot bereichern und den Menschen zeigen: So sieht Kunst heute aus! Dass Kunst provokant und schwierig sein kann, sich überhaupt mit zeitgenössischer Kunst auseinanderzusetzen, war für viele Bürger eine neue Erfahrung, sagt Siebel.

 

An der programmatischen Ausrichtung, auf zeitgemäße, qualitätsvolle Kunst zu setzen, hat sich seitdem nichts geändert. Die Aufgabe des Kunsthauses Mettmann ist eher noch dahingehend erweitert worden, dass es sich sehr für den künstlerischen Nachwuchs stark macht, der an den Hochschulen der Region studiert. In erster Linie sind da die Kunstakademie Düsseldorf und die Essener Folkwang Universität der Künste zu nennen, aus denen sich die Künstler rekrutieren, die übers Jahr verteilt ihre Werke ausstellen. „Mittlerweile haben wir uns in der regionalen Kunstszene einen derart guten Ruf erarbeitet, dass wir uns nicht mehr vorstellen müssen, wenn wir neue interessante Künstler für unsere Räumlichkeiten suchen“, sagt Sabine Brock, die seit fast zehn Jahren Mitglied ist und seit 2008 auch die Position der ersten Vorsitzenden in dem gemeinnützigen Verein innehat. Traditionell am Jahresanfang findet in der Düsseldorfer Kunstakademie ein einwöchiger Rundgang statt – eine Art Tag des offenen Ateliers, an dem die Akademie für alle Menschen offen steht, die sich für Kunst interessieren und den Austausch mit den Studenten suchen.

 

Kunsthaus Mettmann © Kunsthaus Mettmann e. V.

Auch Sabine Brock ist in jedem Jahr mit Mitstreitern des Kunsthauses dort unterwegs, um mit kritischem Blick neue Talente zu entdecken und den Werdegang bereits bekannter Gesichter aufmerksam zu verfolgen. „Wir gehen wirklich konzentriert durch die Vielzahl der Klassen, machen uns Notizen und diskutieren mit großem Ernst darüber, welcher Künstlerin, welchem Künstler wir vielleicht demnächst in unseren Räumlichkeiten eine Plattform bieten, sich und seine Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren“, sagt sie mit Nachdruck. „Wir sind unserem eigenen Anspruch an die Qualität der Exponate verpflichtet. Mittlerweile erwartet das Publikum auch gute Kunst von uns.“ Ganz entschieden will sich der Kunstverein von anderen Kultureinrichtungen abgrenzen, in denen Hobbymaler oder Kunsthandwerk gezeigt wird. „Es ist gut, dass es auch solche Möglichkeiten gibt, zumal sich aus rein finanziellen Gesichtspunkten gefällige Kunst abseits der Großstädte oftmals besser und preiswerter verkaufen lässt“, so Brock weiter. „Aber wir dürfen unser Profil nicht verwässern und müssen unseren eigenen Satzungszielen treu bleiben.“

 

Kunst darf auch käuflich sein

Brock gibt unumwunden zu, dass die Finanzierung einer Kultureinrichtung wie das Kunsthaus kein leichtes Unterfangen ist. „Wir sind gezwungenermaßen breit aufgestellt und finanzieren uns auf verschiedenen Wegen. Wichtig sind die Einnahmen über die Mitgliedsbeiträge als ein konstanter Posten. Nicht zu vernachlässigen sind die Verkäufe von Kunstwerken, die wir in unseren Ausstellungen zeigen, da wir einen gewissen Prozentsatz des Erlöses erhalten und der Großteil an den Künstler fließt.“ Weitere Einnahmequellen seien Zuschüsse in Form von Sparkassengewinnausschüttungen und Gelder der gemeinnützigen Mettmanner Bürgerstiftung HABRIS. „Wir haben uns mittlerweile ein kleines Finanzpolster geschaffen“, sagt Brock, „aus dem wir schöpfen, wenn Renovierungsarbeiten anfallen oder hohe Nebenkosten-Nachzahlungen ins Haus stehen.“ Und doch, so fügt sie hinzu, habe es schon Situationen in der Vergangenheit gegeben, als diese Institution kurz vor dem Aus stand, weil nicht mehr genügend Geld vorhanden war, um die monatliche Miete zahlen zu können. „Von der Stadt erhalten wir sehr wenig, gerade einmal 400 Euro im Jahr“, sagt sie ernst. Sich für Kunst einzusetzen, so ihre Empfindung, verlange ein ständiges und zähes Engagement, das zumeist ja ehrenamtlich erfolge. Neben dem Kostenfaktor spiele deshalb auch stets die Motivation und Begeisterungsfähigkeit der Mitglieder eine Rolle, sich auch weiterhin finanziell und tatkräftig für Kunst stark zu machen. „Es ist manchmal sehr anstrengend“, muss sie bekennen, „wenn der Rückhalt in der eigenen Stadt sich in erster Linie auf freundliche Worte und Gesten beschränkt, aber keine Fördergelder fließen.“

 

Umso wichtiger sind die persönlichen Kontakte, die der Verein regional und überregional knüpft, um im Kunstgeschäft zu bestehen. Nicht nur an den Akademien im Umland hat der Name einen guten Klang. Mehr und mehr Galeristen werden auf das Kunsthaus aufmerksam und lassen sich auch bei Vernissagen sehen, wenn ein hoffnungsvoller junger Künstler zur Werkschau einlädt. Wie schon einmal vor 20 Jahren konnte im Februar 2014 die alljährliche Jahresausstellung, bei der Vereinsmitglieder und Gastkünstler der Düsseldorfer Kunstakademie ihre Werke zeigten, wieder in den Räumlichkeiten der „Alten Fabrik“ stattfinden. Die hohen Decken und die Großzügigkeit der Flächen der ehemaligen Werkshalle einer Federnfabrik im Stadtzentrum sind geradezu prädestiniert, um Kunstwerke darzubieten. Die Möglichkeit, dort auszustellen, kam über das Mitglied Lothar Weuthen zustande, der einen guten Draht zum Mettmanner Bauverein MBV hat. Er konnte den Bauverein als Sponsor gewinnen, diese Fläche zunächst für die Jahresausstellung kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Es wäre ein großer Gewinn für das Kunsthaus, diesen einmaligen Ort auch weiterhin als Dependance nutzen zu dürfen, so Weuthen.

 

Das Kunsthaus Mettmann wird auch in Zukunft jeden Tag neu Menschen für anspruchsvolle zeitgenössische Kunst begeistern müssen. Kontakte in Richtung Kultur, Politik und Wirtschaft sind zu knüpfen, Sponsoren zu gewinnen und Mitglieder zu motivieren, die mit Hingabe und Liebe zur Kunst diese wertvolle Begegnungsstätte für weitere Jahrzehnte erhalten.

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.kunsthaus-mettmann.de.

 

Den Originalartikel, erschienen im KulturNetz, finden Sie hier.