Geäst ist der Name einer Serie von digitalen Fotografien, die sich anfänglich mit der optischen Wirkung kahler Bäume vor einem klaren, blauen Himmel befasst hat. Die Idee dazu keimte vor vielen
Jahren bei Spaziergängen durch die winterliche Stadt auf. 2011 entstanden erste Fotos, die in den nachfolgenden Wintern und Frühlingen ergänzt wurden.
Der Serie hatte ich ursprünglich den Titel „Iterationen“ gegeben. Eine Iteration ist, vereinfacht formuliert, die mehrfache Wiederholung gleicher oder ähnlicher Handlungen. Die augenfällige
Symmetrie vieler Motive ist dadurch entstanden, dass das Ausgangsfoto mehrfach gespiegelt und gedreht wurde.
Dass aus den eingangs erwähnten Natur-Fotografien letztlich Kunstwerke wurden, ist der spielerischen Beschäftigung mit einer Bildbearbeitungssoftware geschuldet. Anfänglich willkürlich wurden
verschiedene Bildbearbeitungsfunktionen ausprobiert, bis sich am Ende ein Weg herauskristallisierte, auf dem sich ein maximaler Kontrast der kahlen Äste vor einem neutralen Hintergrund ästhetisch
und künstlerisch realisieren ließ.
Auf der Suche nach einer korrekten Bezeichnung für meine Kunst bin ich auf den Begriff „Digitalisat“ gestoßen. Ein Digitalisat ist, gemäß der Definition der Deutschen Nationalbibliothek, ein
„digitales Objekt, das als elektronisches Abbild/Kopie eines zuvor analogen Objekts entstanden ist.“ Wie bezeichnet man aber ein Kunstwerk, das zunächst in digitaler Form entstand (eine digital
auf einem Speicherchip aufgenommene Fotografie), dann als „unkörperliches Medienwerk“ auf einem Computer bearbeitet und verfremdet wurde, um am Ende mittels Ausdruck in die analoge Welt überführt
zu werden?