PI purgatorium ignis (2008) © Marcus Schmitz

PI purgatorium ignis – Bildwerdung an einem Beispiel

 

Ursprünglich für die Porträtserie Antlitze geschaffen, habe ich das Bild PI purgatorium ignis mittlerweile aus konzeptionellen Gründen ausgesondert. In einer österlichen Laune entstanden, beendete ich PI im Frühjahr 2008 nach rund 2 Monaten immer wieder unterbrochener Arbeit. Man sieht einen Menschen, der einem Heiligen ähnelt, vor einem von Flammen eingenommenen Hintergrund. Schemenhaft sind die Silhouetten von Gebäuden sichtbar, eine brennende Kirche ist darunter und noch ein weiteres, von Feuer und Flammen verzehrtes Haus. An der Stelle im Gemälde, an der sich die stärkste Lichtquelle befindet, ist vage (auch bedingt durch die fotografische Reproduktion) ein Kreuz zu erkennen. Dieses Kreuz ist nicht nur das Bedeutungszentrum des gesamten Bildes. Es ist zugleich der Fernpunkt einer imaginären Fluchtlinie, an der entlang der Blick des Heiligen zum Kreuze wandert. In einer Welt, die in Flammen steht, sucht der Mensch sein Heil in Gott – so lässt sich vielleicht der Bildinhalt vereinfachend interpretieren. Als Künstler, die Erfahrung habe ich mir zu Eigen gemacht, kann ich nur einen Aspekt zum Gesamtverständnis des Werkes beitragen. Vieles geht während des Malprozesses unbewusst vor sich und wirkt sich doch auf so elementare Dinge wie Farbe, Sujet, Format, Komposition etc. aus.

 

In der Regel beginne ich mit der Übertragung einer fotografischen Vorlage des zu porträtierenden Menschen. Die Fotos dafür fertige ich nach meinen Vorgaben selbst an. Nach der klassischen Pause der Vorlage auf die Leinwand erstelle ich eine in den meisten Fällen genaue Zeichnung des Gesichtes mit einem Buntstift, da Graphit die Eigenschaft hat, durch Malschichten hindurchzuwandern. Den Hintergrund des Bildes skizziere ich dagegen nur flüchtig und verlasse mich auf die später genauere Arbeit mit dem Pinsel. Ich habe bei dem vorliegenden Bild zunächst den Hintergrund bis zu einer fast finalen Stufe ausgearbeitet und mich erst danach an die Ausarbeitung der Person gemacht. Der Grund ist eher ein pragmatischer: Vor allem die Kopfpartie, das heißt die Haare oder die Fläche der Wange, die an den Hintergrund grenzt, wird leicht von der Farbe des Hintergrundes übermalt. Eine spätere Korrektur ist zeitaufwändig, manchmal auch aufgrund der Farbeigenschaften diffizil – die Pentimentis in vielen klassischen Gemälden zeigen, dass eine Korrektur, die für den Betrachter unsichtbar bleiben soll, nicht immer gelingt. Gegen Ende des Malprozesses müssen Vorder- und Hintergrund, also der Mensch und die ihn umgebende Farbfläche, farblich in Einklang gebracht werden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, als sei die Person auf den Hintergrund „aufmontiert“, da ein optischer Bruch zwischen Vorder- und Hintergrund sichtbar würde. Durch gezielte Farbgebung – also durch Verstärken, Vertiefen oder Erhöhen der Farben aller relevanten Bildelemente – wird ein möglicher Bruch auf ein Maß reduziert, dass das Bildganze als harmonische Einheit und wie aus einem Guss wirkt.

 

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